Titelverteidigung nicht geglückt, Platz 1-5 in der Mannschaftswertung nicht erreicht! War es ein verlorenes Wochenende?
Die Antwort lautet ganz klar – Nein!
Für alle diejenigen, die sich beim Sport nur für Sieger und Medaillienspiegel interessieren werden die nachfolgenden Ausführungen nur schwer verständlich sein, werden sie vielleicht sogar als Schönfärberei abtun. Für uns aber, die Athleten, Trainer, Eltern mitgereiste Fans und Betreuer, die wir dabei waren, offenbart sich ein weit tieferer, umfassenderer Einblick in die pralle Erlebniswelt des Sports.
Hinfallen, und zwar nicht nur sprichwörtlich kann jeder, darf jeder, vielleicht sogar, muß jeder einmal, um aus neuer Perspektive all das betrachten zu können, was einem sonst so nicht bewußt wird. Da hat man mehr als ein Jahr hart trainiert, trotz mehrwöchiger Verletzung die Spitze der Bestenliste des Bundes in seinem Jahrgang übernommen, um dann in der Disziplin zu straucheln, in der in letzter Zeit die Bestzeiten nur so gepurzelt sind. Ausgerechnet dann, wenn nicht nur der eigene Erfolg, sondern auch der Mannschaftskameraden davon abhängt. Wie würde jeder geneigter Leser dieser Homepage reagieren.
Wieder Aufstehen! Weiter machen! Oder es einfach mal gut sein lassen?
Tim Nowak stand auf, machte weiter. Am ersten Tag – und auch noch am zweiten, obwohl es auch körperlich nicht einfach war. Bei der Siegerehrung zu wissen, dass man mit 8 statt 7 Wertungen, mit allem hätte, wenn und aber locker gewonnen hätte – tröstet nicht wirklich, zeigt aber die überlegene Leistungsfähigkeit dieses Igersheimer Athleten, seine sportliche Einstellung und das, was man landläufig als Moral bezeichnet. Davor kann man nur den Hut ziehen. Tim wird in wenigen Wochen gestärkt aus dieser Erfahrung hervor gehen und aufgeschobenes nachholen.
Dennis Seitz und Jens Kraft haben einen Spitzen-Acht-Kampf hingelegt, mehrere Bestleistungen aufgestellt, dem widrigen Wetter besser als andere getrotzt und damit den 5. Platz ( Dennis Seitz) und den 11. Platz (Jens Kraft)bei den Deutschen erreicht. Dennis hat den Kaderrichtwert des Verbandes für Mehrkämpfer weit überboten, Jens hat sich um gut 150 Wertungspunkte gesteigert und braucht nur noch ein paar Meter mehr im Diskus, um neben der Kadernorm im Hochsprung auch noch die im Mehrkampf zu knacken. Wer beim Topereignis Bestleistung bringt hat alles richtig gemacht. Wenn das dann auch noch auf diesem Niveau stattfindet, ist es aller Ehren wert.
Dabei sein ist alles! Diese Motto ergab sich infolge einer hartnäckigen Muskelverletzung für Jonas Heß. Trotz intensiver Physiotherapie ließ sich die normale Belastbarkeit nicht herstellen. Aber deswegen bei den „Deutschen“ nicht antreten? Nie und Nimmer! Lieber 8x die Zähne zusammen zu beißen, auch mit mäßigen Leistungen weiter machen war die Devise, wollte man doch in der Ergebnisliste mit 8 Wertungen drin stehen. So folgte auf einen schwachen 1. Tag ein deutlich besserer 2. Tag, mit einem hervorragenden 100m Lauf, und er ist um die Erfahrung, bei der höchstrangigen Meisterschaft für 15 jährige dabei gewesen zu sein und nicht letzter zu werden, reicher.
Sieht man das Leistungsvermögen und die Platzierungen der Igersheimer Athleten in der Spitze und Breite genau an, so versteht man schnell, das man in der bundesweiten Leichtathletikszene einen sehr guten Ruf hat. Wenn man als Trainer und Betreuer mal erlebt hat, wie sich die Mitbewerber um den Titel um das Lager der LG Hohenlohe „herumschleichen“, um die Konkurrenz abzuchecken, dann weiß man das hier gute Arbeit geleistet wurde und auch weiterhin geleistet wird, da das Trainerteam unverändert bleibt und die neuen Herausforderungen gewissenhaft, konzeptionell und mit vollem Elan angehen wird.
Nach verdienter Sommerpause starten alle frisch erholt in die Vorbereitungen für die nächste Saison.
Thorsten Heß